Montag, 11. Dezember 2017

Heimnachrichten 2017

Ermittlungsverfahren eingestellt

Die Staatsanwaltschaft schließt die Akten: Die Ermittlungsverfahren gegen Betreiber und Mitarbeiter eines privaten Kinder- und Jugendheims in Salchendorf stehen vor der Einstellung. „Es hat keine konkreten Hinweise auf Straftaten gegeben“, sagt Patrick Baron von Grotthuss, Sprecher der Staatsanwaltschaft Siegen. Teilweise ging es in den Strafanzeigen auch um schon länger zurückliegende Vorfälle, die bereits verjährt wären. Gegen die Einstellung der Verfahren können die Anzeigenerstatter Beschwerde einlegen.

Westfalenpost, 11. Januar 2017

Alpträume kehren zurück

Als sie Anfang des Jahres das Bild vom Kinderheim im Schloss Molsdorf in unserer Zeitung sah, seien ihre Erinnerungen erwacht, schrieb uns eine Leserin. Auch ihre Albträume kehrten zurück.

Thüringer Allgemeine, 26. Januar 2017

Zehnjährige reißen aus

Die beiden Kinder waren augenscheinlich ohne Begleitung von Erwachsenen auf dem Bahnhofsvorplatz unterwegs. Ein Junge ergriff beim Anblick der Polizisten die Flucht. Vermutlich war es sein schlechtes Gewissen, da beide aus einem Düsseldorfer Kinderheim abgehauen waren.

Kölner Stadtanzeiger, 2. Februar 2017


Tür aufgebrochen
Ein Großvater und eine Großmutter brechen in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch (TG, bis 2012 Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg, dann Step gGmbH Hannover, 2014 geschlossen) eine Tür auf, ihre Enkelin sitzt allein mit Fieber und Schüttelfrost in einem Zimmer, dort gibt es nur eine Isomatte und eine Decke für den Schlafplatz.
Hier weiterlesen, 9. Februar 2017

Licht ins Medikamenten-Dunkel

In den 50er und 60er Jahren sollen Medikamente in Kinderheimen erprobt worden sein, ohne die Betroffenen nach einer Einwilligung zu fragen. Auch an der Universität Gießen könnte es solche Versuche gegeben haben. Volker Roelcke, Professor für Geschichte der Medizin, ist von der Uni beauftragt worden, Licht ins Dunkel zu bringen.

Frankfurter Rundschau, 9. Februar 2017

Medikamententests als Ausschussthema

Der Verdacht auf umfangreiche Medikamententests an Heimkindern vor Jahrzehnten in Hessen hat Ende vergangener Woche den Sozialausschuss des Landtags in Wiesbaden beschäftigt. Gehört wurde unter anderem die Pharmazeutin Sylvia Wagner, die bei ihren Forschungen auf entsprechende Hinweise gestoßen war.

Deutsche Apothekerzeitung, 13. März 2017

Aufenthaltsdauer entscheidend

Die Forscher schlussfolgern, dass Vernachlässigung nicht zwangsläufig zu seelischen Narben führt. Die Dauer ist entscheidend. Manche der rumänischen Kinder waren bis zu 43 Monate im Heim gewesen, bevor britische Paare sie adoptierten. Bei ihnen zeigten sich Züge von Autismus, andere waren hyperaktiv, fielen durch soziale Anpassungsschwierigkeiten auf und alle erreichten insgesamt ein niedrigeres Bildungsniveau.

Paradisi, 15. März 2017

Späte Hilfe für Heimopfer

Opfer der erschreckenden Missstände in deutschen Kinderheimen und Psychiatrien zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren leiden bis heute unter dieser Zeit. So wie in Schleswig, wo NDR Recherchen unter anderem folgenschwere Medikamentenversuche im ehemaligen Landeskrankenhaus ans Licht brachten. Bund, Länder und Kirchen wollen das Geschehene nun in einer gemeinsamen Stiftung aufarbeiten und den Betroffenen helfen. Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) hat am Mittwoch in Neumünster eine Anlauf- und Beratungsstelle für damalige Opfer eröffnet.

NDR, 29. März 2017

Enormer Gesprächsbedarf

„Wir wollen Impulse geben. Es gibt enormen Gesprächsbedarf“, sagte Dr. Wiebke Janssen, Leiterin des Dokumentationszentrums des Bürgerkomitees Magdeburg. Das ist Auftakt und Resümee einer Veranstaltung rund um das Thema „Heimkinder“, zu der gut 70 Betroffene und Interessierte jüngst in den Räumen der Gedenkstätte am Moritzplatz in Magdeburg zusammenkamen. Heimkinder in der DDR und in der alten Bundesrepublik haben oft im Ergebnis ähnliche Demütigungen, Missbräuche, Diskriminierungen und Ausbeutung erlitten, obwohl die politischen Systeme sehr unterschiedlich waren.

Volksstimme, 6. April 2017

Missbrauch in evangelischem Kinderheim

Nach einem Aufruf des Kirchenkreises Hamburg-Ost im Oktober haben sich mehrere ehemalige Bewohner des evangelischen Kinderheimes gemeldet, in dem in den 80er-Jahren mehrere Kinder sexuelle missbraucht worden sein sollen. Die Aussagen seien schlüssig und glaubwürdig, erklärte Pröpstin Ulrike Murrmann am Donnerstag. Die Gespräche mit den Personen stünden erst am Anfang. Es habe sich aber gezeigt, so Pröpstin Murmann, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“. Nun werde nach weiteren Zeitzeugen gesucht.

Welt N24, 4. Mai 2017

Immer mehr Heimkinder

Die Zahl der in Kinderheimen und anderen Fürsorgeeinrichtungen untergekommenen Heranwachsenden ist in Sachsen-Anhalt stark gestiegen. 2016 waren mehr als 2800 Plätze belegt, wie eine Sprecherin des Landesverwaltungsamts sagte. 2013 waren es nur knapp 2150.

Mitteldeutsche Zeitung, 25. Mai 2017

Kindersex im Heim

Mindestens 20-mal soll ein heute 20-jähriger ehemaliger Bewohner eines christlichen Kinderheimes in Murrhardt Geschlechtsverkehr mit einem damals Zwölfjährigen gehabt haben. Der Jüngere wohnte ebenfalls in dem Heim.

Winnender Zeitung, 26. Mai 2017

Erinnerungen an Heim-Kindheit

Für den heute 76-jährigen Helmut Liske war der Rundgang durch die Räume des Kinder- und Jugendheims eine emotionale Angelegenheit. Unmittelbar nach Gründung der Einrichtung im Jahr 1947 zählte der damals sechsjährige Junge zu den ersten Bewohnern. Die Umstände waren dramatisch: „Wir stammten aus Schlesien und mussten vor dem Krieg fliehen. In Chemnitz wurde unser Zug bombardiert, meine Mutter starb dabei. Mein Vater galt schon längere Zeit als vermisst“.

Ostthüringer Zeitung, 20. Juni 2017

Prügelnde Ordensschwestern

Im Kinderheim Steig in Appenzell Innerrhoden wurden Kinder zwischen 1945 und 1984 von Ordensschwestern zum Teil exzessiv körperlich bestraft. Auch sexueller Missbrauch soll im Heim passiert sein. Nun hat die Kantonsregierung die Opfer um Entschuldigung gebeten.

Neue Zürcher Zeitung, 3. Juli 2017

Schlimme Erfahrungen

„Kinderheim“ sei doch eigentlich aus zwei positiven Wörtern zusammengesetzt, sagte der Rheinfelder Hobbyhistoriker Jost Baier in seiner Begrüßung zum Vortrag mit Zeitzeugen im Rahmen der Ausstellung „Verwahrlost und gefährdet?“ im neuen Schauraum der Tourist-Info Rheinfelden. Im Publikum saßen zahlreiche ehemalige Bewohner des Evangelischen Kinderheims in Schloss Beuggen, die es besser wussten.

Südkurier, 18. Juli 2017 

Deeskalation eine wichtige Aufgabe

Auch Gewalt ist in den Jugendheimen ein Thema. „Die allermeisten unserer Betreuten haben wenig soziale Fähigkeiten, um ihren Stress und ihren Frust verbal zu kommunizieren“, erklärt Helenenberg-Leiterin Schmitz. Daher gehöre die Pädagogik zur Deeskalation zu den wichtigsten Aufgaben der Betreuung. Die Jugendlichen könnten so lernen, emotionale Verletzungen mit Worten und nicht mit der Faust zum Ausdruck zu bringen.

Mannheim 24, 19. Juli 2017 

Krefelderin läuft für Kinderrechte bis nach Berlin

Das war ein Heim für Mädchen; ich war eine Sinti; vielleicht lag es auch daran, dass ich die Neue war. Jedenfalls haben die anderen Mädchen mir das Leben zur Hölle gemacht, mich gequält. Ich hab es nicht mehr ausgehalten und bin weggelaufen.

Rheinische Post, 24. Juli 2017

Panzer als Schutz

Soost entstand aus einer Affäre, sein eigener Vater wollte nichts von ihm wissen, seine Mutter wurde nach der Scheidung von ihrem Ehemann manisch-depressiv. Um den kleinen Detlef und seine Halbschwester Evelyn konnte sie sich nicht kümmern. Also musste der damals Vierjährige ins Heim, wo er elf Jahre lang blieb: "Ich hab mir damals einen dicken Panzer als Schutz aufgebaut, um nicht an ihrem Desinteresse kaputtzugehen."

t-online, 31. Juli 2017

Ermittlungen gegen Kinderheim Silz eingestellt

Die durchgeführten Ermittlungen haben keine Beweise dafür ergeben, dass Mitarbeiter und Verantwortliche des Kinderheims Silz Straftaten zum Nachteil von Heimbewohnern begangen haben. Die Verfahren wurden deshalb nach § 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung eingestellt. Ein Teil der vorgebrachten Vorwürfe – wie etwa, dass ein Kind die Treppe heruntergetreten worden sei oder ein Erzieher sich zur Fixierung auf ein am Boden liegendes Kind gekniet hätte – hat sich bereits deshalb nicht bestätigt, weil einige der mutmaßlich Geschädigten im Rahmen ihrer Vernehmung in Abrede stellten, dass es zu den vorgebrachten Geschehnissen gekommen sei.

Metropolnews, 7. August 2017

Ausstellungsthema Kinderheime

Welche Spuren haben die Erfahrungen in den Kinderheimen bei ehemaligen Heimkindern zwischen 1949 und 1975 hinterlassen? Das ZfP Südwürttemberg und das Institut für Soziale Berufe Ravensburg suchen in der Wanderausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg nach Antworten auf diese und weitere Fragen, ist einer Pressemitteilung zu entnehmen. Seit 10. August bis 18. Oktober gibt die Ausstellung im Zentralgebäude des ZfP Südwürttemberg in Weißenau Einblicke in die Institutionen der damaligen Zeit.

Schwäbische Zeitung, 16. August 2017

Wiedersehen nach 72 Jahren

In den Kriegswirren verlieren die beiden sich aus den Augen. Sie flüchtet im November 1944 aus Ostpreußen nach Grimmen in Mecklenburg-Vorpommern, er landet mit zwei Jahren mit einem Kindertransport im Erzgebirge und durchlebt fortan eine Odyssee durch Kinderheime und Krankenhäuser, kommt schließlich bei einer Pflegefamilie unter.

Frankfurter Rundschau, 30. August 2017

Das Schicksal der jüdischen Schüler

Die Situation für die Juden und somit auch für die ehemaligen Schüler auf dem Foto ändert sich schlagartig mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Auch der Boykott der jüdischen Geschäfte beginnt. Mit dem Reichsparteitag 1935 verschärft sich die Situation. Es gibt offene Angriffe gegen die jüdischen Mitbürger. Die Eltern reagieren, indem sie versuchen, ihre Kinder in die Anonymität von Großstädten zu bringen, sie im sicheren Hort eines Kinderheimes oder Internates unterzubringen.

Augsburger Allgemeine, 5. September 2017

Stille Schreie ehemaliger DDR-Heimkinder

„Die stillen Schreie ehemaliger Heimkinder der DDR“ - schon der Arbeitstitel zeigt, es ist kein einfaches Projekt, dem sich Jana Franziska Schmidt im Rahmen ihres Bundesfreiwilligendienstes in der Stadtverwaltung Jena widmet.

Focus, 12. September 2017


Drohung mit Gewalt
Ein größeres Polizeiaufgebot hat am Donnerstagabend ein 15 Jahre alter Bewohner eines Kinderheimes in Büchlberg (Landkreis Passau) auf den Plan gerufen. Der Heranwachsende kündigte sich und anderen gegenüber Gewalttätigkeiten an. Er wurde in ein Bezirkskrankenhaus zur weiteren Behandlung eingeliefert. Die Kripo Passau hat die Ermittlungen übernommen.
Der 15-Jährige kündigte die Gewalttätigkeiten gegenüber einer Bediensteten gegen 21.15 Uhr an. Daraufhin wurde die Polizei verständigt. Die Beamten der Polizeiinspektion Passau konnten den jungen Mann in der Einrichtung widerstandslos in Gewahrsam nehmen. Bei seiner Durchsuchung fanden die Einsatzkräfte keine Waffen oder andere gefährliche Gegenstände. Da er sich offensichtlich in einem psychischen Ausnahmezustand befand, wurde er in ein Bezirkskrankenhaus eingeliefert.

22. September 2017

Religiöse Gewalt

Wer die Worte Kinderheim und Nachkriegszeit hört, ist mittlerweile alarmiert. Unverzüglich stehen Fragen nach der Prügelstrafe, sexuellem Missbrauch oder – weil sich die meisten Heime in konfessioneller Trägerschaft befanden – religiöser Gewalt im Raum.

Stuttgarter Nachrichten, 15. Oktober 2017

Heimkinder gequält

Die Vorwürfe sind gewaltig: Führungskräfte und Mitarbeiter einer intensivpädagogischen Einrichtung in Niedersachsen sollen dafür verantwortlich gewesen sein, dass Jugendliche dort zur Strafe tagelang in Zimmern eingesperrt wurden. Laut Anklage sollen Betreuer die Bewohner auch mit Schlägen und Tritten verletzt haben. Nun wird den drei Männern und einer Frau der Prozess gemacht.

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 17. Oktober 2017


Haasenburg: Verhandlungstermin aufgehoben

Der Termin für die Verhandlung über die Betriebserlaubnis der Haasenburg-Erziehungsheime ist aufgehoben. Als Grund nannte das Verwaltungsgericht Cottbus am Donnerstag weitere Sachaufklärung, die noch erfolgen müsse. Eigentlich war der Verhandlungsbeginn für den 23. November geplant. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest, heißt es. 2013 waren Vorwürfe gegen Betreuer laut geworden, sie hätten Heimbewohner drangsaliert und gedemütigt. Ende 2013 mussten die Haasenburg-Heime für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche auf Weisung der damaligen Jugendministerin Martina Münch (SPD) schließen. Der Betreiber klagte gegen den Entzug der Betriebserlaubnis.

Schüler beschäftigen sich mit DDR-Heimgeschichte

Manchmal fällt es Shari Leuthäuser schwer, die richtigen Worte zu finden. Ebenso wie bei Anna-Victoria Lehnert, Celine Georg und Lukas Klink haben sich die Erzählungen ehemaliger Insassen von DDR-Kinderheimen tief in ihre Erinnerungen eingegraben. Im Geschichtsunterricht haben sie sich mit diesem dunklen Kapitel der DDR-Geschichte befasst.

Main-Spitze, 29. November 2017

Noch ist Polen nicht verloren?
In Breit (Hunsrück) geschieht im Dezember 2012 ein Mord. Der Mörder wird im Juni 2013 zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt. Eine polnische Pflegemutter kümmert sich seit Anfang 2014 um zwei Kinder, die nach dem Mord traumatisiert sind. Im Dezember 2016 (einen Tag vor Heiligabend!) werden ihr die Kinder wieder weggenommen. Sie leben seitdem in einem Kinderheim. Und sollen dort bleiben. Die Pflegemutter ist Schauspielerin, Dichterin, Dolmetscherin und Lehrerin.

"Ich werde verleumdet", sagt sie. Wie man sich fühlt, wenn man von einem Jugendamt verleumdet wird, weiß ich. Das machen einige dieser Behörden bedenkenlos. Besonders dreist ist allerdings das Jugendamt von Wilhelmshaven gewesen.

Das Jugendamt, 9. Dezember 2017  

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