Samstag, 24. Dezember 2016

Heimnachrichten 2016

Medikamententests an Heimkindern

Als Scheidungskind war Marion Greenaway 1972 in den Birkenhof abgeschoben worden, ein geschlossenes Mädchenheim in Hannover. Monatelang musste die 14-Jährige täglich Tabletten einnehmen, obwohl sie, wie sie heute sagt, kerngesund war: "Warum ich die kriegte, weiß ich nicht. Ich war nie krank in meinem Leben."

Spiegel online, 2. Februar 2016

Kommission untersucht Missbrauchsfälle

Die Missbrauchsfälle in der Odenwaldschule und in der Katholischen Kirche haben die Öffentlichkeit wachgerüttelt. Eine unabhängige Kommission soll diesen und anderen Fälle von sexueller Gewalt gegenüber Kindern auf den Grund gehen. Vorsitzende ist mit Prof. Dr. Sabine Andresen eine Forscherin der Goethe-Universität. FNP-Mitarbeiter Thomas J. Schmidt hat sich mit ihr unterhalten.

Frankfurter Neue Presse, 15. Februar 2016

Einrichtung geschlossen

Das Landesjugendamt hat am Freitag eine Jugendeinrichtung in Flensburg wegen des Verdachts auf Drogenmissbrauchs geschlossen. Es habe Hinweise auf den Konsum harter Drogen gegeben, sagte der Sprecher des Sozialministeriums, Frank Lindscheid, am Samstag. In der Einrichtung in der Wrangelstraße hätten zehn Bewohnerinnen gelebt, die nun anderweitig untergebracht worden seien.

Flensburger Tageblatt, 5. März 2016

Missbrauch in Evangelischer Brüdergemeinde

Beifall für Ulrich Weber: rund 20 Erwachsene, die als Heimkinder Opfer von sexuellem Missbrauch, von physischer und psychischer Gewalt in den Einrichtungen der Evangelischen Brüdergemeinde wurden, applaudierten am Samstag dem Juristen. Der Anwalt klärt derzeit die Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen auf und war auf Bitten von Detlev Zander gekommen. Er erklärte, dass sich Zander wie alle anderen Opfer auch im Rahmen der Aufarbeitung „für nichts rechtfertigen muss“. Zander hatte die Vorfälle 2014 öffentlich gemacht.

Leonberger Kreiszeitung, 7. März 2016

Wieder am Anfang

Zander lässt sich nicht beirren von der Tatsache, dass die Aufarbeitung von physischer und psychischer Gewalt in den Kinderheimen der evangelischen Brüdergemeinde Korntal in den 1940er Jahren bis in die 70er Jahre wieder am Anfang steht.

Stuttgarter Nachrichten, 17. März 2016

Heimkinder werden weggeschlossen

Die bayerische Sozialministerin hat Vertreter der Heimaufsichtsbehörden heute ins Ministerium einbestellt. Damit reagiert Emilia Müller auf Enthüllungen von BR Recherche, dass Kinder in bayerischen Heimen weggeschlossen werden.

Bayerischer Rundfunk, 7. April 2016

Probleme mit der Volljährigkeit 

Das Inselhaus widmet sich diesem Thema an seinem bevorstehenden Geburtstag: 35 Jahre ist es her, seit Dörte Sambraus ihr Erbe in Höhe von zwei Millionen Mark in die Hand genommen hat, um sich ihren Traum von der Kinderhilfe zu erfüllen. Die sollte benachteiligten und durch familiäre Umstände in ihrer Entwicklung beeinträchtigten jungen Leuten zugute kommen. Sambraus kaufte das Anwesen in Eurasburg, in dem heute das Kinderheim angesiedelt ist. Die Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe betreut heute 110 Kinder und Jugendliche, 70 stationär.

Süddeutsche Zeitung, 9. Mai 2016

Revision nach Verurteilung

Nach der Verurteilung des früheren pädagogischen Leiters eines Kinderheims im Landkreis Lüneburg wegen sexuellen Missbrauchs haben seine Verteidiger Revision eingelegt. Ein entsprechendes Schreiben sei eingegangen, teilte eine Sprecherin des Landgerichts Lüneburg am Freitag mit. Die 3. große Jugendkammer des Gerichts hatte den 47-Jährigen vor gut einer Woche zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Er soll zwei Jungen in der kleinen Einrichtung missbraucht haben.

Deutsche Presseagentur, 27. Mai 2016


Zwölfjähriger stiehlt Auto-will zur Mutter

Er hatte wohl Heimweh und wollte zu seiner Mutter - deshalb hat ein zwölfjähriges Kind aus einer Wohngruppe in Neuruppin seinem Betreuer das Auto gestohlen und ist nach Berlin gefahren. Offensichtlich habe der Junge seine Mutter besuchen wollen, sagte ein Sprecher der Polizei am Sonntag. Das Kind hatte vorher in Berlin gelebt.

rbb, 12. Juni 2016


Wird Kinderheim Dahlenburg geschlossen?

Weil der ehemalige pädagogische Leiter des Kinderheims Dahlenburg (Landkreis Lüneburg) ins Gefängnis muss, könnte die Einrichtung ihre Betriebserlaubnis verlieren. Grund ist nicht etwa die Verurteilung des Mannes zu sechs Jahren Haft wegen schweren sexuellen Missbrauchs an zwei Heimjungen. Vielmehr geht es darum, dass der 47 Jahre alte Pädagoge das Heim mit seiner Lebensgefährtin als "familienanaloge Wohngruppe" angemeldet hatte. Dieses Merkmal sei nun nicht mehr gegeben, sagte der Sprecher des Landessozialamts in Hildesheim, Michael Haase.


NDR, 16. Juni 2016

Heimkind legt mehrere Brände

Ein 14 Jahre alter Junge hat in einem Kinderheim im thüringischen Nordhausen vermutlich aus Wut mehrere Brände gelegt. Fünf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 17 Jahren wurden mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht, wie eine Polizeisprecherin sagte.

Spiegel online, 8. Juli 2016

Zehn-Punkte-Programm für Verbesserungen

Das Ministerium war im April von einem Bericht des Bayerischen Rundfunks über eingeschlossene Kinder und Jugendliche in bayerischen Heimen aufgeschreckt worden und hatte alle Einrichtungen überprüft. Mit einem Zehn-Punkte-Plan soll die Situation nun weiter verbessert werden. So sollen Eltern beispielsweise stärker einbezogen werden.

Bayernkurier, 4. August 2016


Aus Heim ausgerissen

Die Zugbegleiterin informierte die Polizei. In Eisenhüttenstadt angekommen, wartete eine Polizeistreife auf die beiden Kinder. Es hatte sich herausgestellt, dass die beiden Jungen in einem Kinderheim in Frankfurt (Oder) untergebracht sind und dort bereits vermisst wurden.

Märkische Allgemeine, 11. August 2016

Korntaler Kinderheime: Mediatoren eingeschaltet

Neuer Anlauf: Die Fälle von physischer und psychischer Gewalt in den Korntaler Kinderheimen sollen aufgearbeitet werden. Doch zunächst sind zwei Mediatoren aus Frankfurt gefragt. Sie sollen die zerstrittenen Betroffenen, die evangelische Brüdergemeinde und deren ehemalige Mitarbeiter an einen Tisch bringen.

Stuttgarter Zeitung, 12. September 2016

Grüne fordern Richtervorbehalt

Nach der Landespolitik reagiert nun auch die Bundespolitik auf die BR-Recherche zu den freiheitsbeschränkenden Maßnahmen in bayerischen Kinderheimen. Die Grünen im Bundestag fordern in einem Gesetzentwurf, den Richtervorbehalt einzuführen.

Bayerischer Rundfunk, 27. September 2016

Missbrauch in Hamburger Kinderheim

In einem Hamburger Kinderheim hat es Anfang der 80er-Jahre offenbar mehrere Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben. Betroffen ist der Margaretenhort im Stadtteil Harburg, wie NDR 90,3 berichtete. Nach Angaben des Kirchenkreises Hamburg-Ost haben zwei ehemalige Bewohnerinnen den Fall ins Rollen gebracht.

NDR, 25. Oktober 2016

Medikamententests: Aufklärung dauert

In einem ersten kurzen Bericht an den Gesundheitsausschuss des Landtages hat Ministerin Barbara Steffens am Mittwoch (26.10.2016) zu den Veröffentlichungen über Medikamententest an Heimkindern Stellung bezogen. Die Grünenpolitikerin versicherte, schnellstmöglich für Aufklärung zu sorgen. Allerdings lägen bis auf die Studie der Krefelder Pharmakologin Sylvia Wagner keine Informationen vor. "Wir stehen da am Anfang", sagte Steffens.

WDR, 26. Oktober 2016

Medikamenten-Tests auch in Marburg

Bei den Marburger Einrichtungen handelt es sich um die damaligen Kinderheime Bethanien und St. Elisabeth. Laut einer Arzneimittelstudie aus dem Jahr 1963, die hr-iNFO und hessenschau vorliegt, wurde dort an 30 Mädchen und Jungen ein Impfstoff gegen Kinderlähmung getestet. Die Heimkinder waren demnach sechs Monate bis elf Jahre alt.

Hessenschau, 8. November 2016

Wechselvolle Geschichte

Heute liegt das stattliche Anwesen etwas versteckt hinter dicht gewachsenen Bäumen. In der grünen Jahreszeit ist es daher gar nicht immer so richtig zu sehen. Dennoch erkannten einige ST-Leser, dass das historische Foto am vergangenen Samstag das Gebäude am Odentaler Weg zeigt, das lange als Rechenzentrum der Stadt diente und in dem zuvor ein Kinder- und Erholungsheim zu Hause war. Heute befindet es sich in Privatbesitz. Wo die Stadt einst ihre Computer arbeiten ließ, finden sich heute Wohnungen. Die Stadt hatte das Objekt im Zuge der Zentralisierung ihrer Dienste verkauft.

Solinger Tageblatt, 2. Dezember 2016

Die Mauern des Schweigens

Seit fast zehn Jahren beschäftige ich mich mit dem Schicksal ehemaliger Heimkinder. Ich habe über Behörden berichtet, die wegschauen, über angebliche Helferinnen und Helfer, die in Wirklichkeit die Misere erst verursachen, einiges wird heute noch vertuscht und verschwiegen. Manchmal habe ich solche Mauern des Schweigens eingerissen. Dafür bedankt sich heute ein ehemaliges Heimkind, das in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch (heute Step gGmbH Hannover) und in der Haasenburg gewesen ist. Ich freue mich, wenn solche Menschen wieder auf die Beine kommen.

Hier weiterlesen, Blog dir deine Meinung, 22. Dezember 2016


Baby gefesselt und geknebelt

Die Händchen haben noch nicht mal gelernt, etwas zu halten und wurden schon zusammengebunden, ebenfalls mit Klebeband. Wie oft, will man gar nicht vermuten. Die Bilder, die Bernhard Schubert, Leiter des Kinderheims „Kleine Strolche“ von dem wenige Monate alten Kind zeigt, das vor Kurzem in seine Obhut gebracht wurde, machen fassungslos. Es liegt gefesselt und geknebelt in seinem Bettchen, als es von der Polizei befreit wird. Sein erstes Weihnachtsfest wird es im Kinderheim in Graue verbringen – und ist nicht das Einzige. 

Kreiszeitung Asendorf, 22. Dezember 2016

Sonntag, 18. Dezember 2016

Jugendämter 2016

Radtour zu einem Gerichtsvollzieher

Zuverlässigen Quellen zufolge ist mein erster Satz "La li lap" gewesen. Meine Eltern übersetzten dieses Kleinkind-Sprech  mit "Lachst dich schlapp". Gesagt haben soll ich das immer, wenn ich auf einen Tisch kletterte und mich fallen ließ, um Sterne sehen. Das hat nun hoffentlich kein Jugendamts-Mitarbeiter der Stadt Wilhelmshaven gelesen, sonst wird meinen Eltern noch nach ihrem Tod rückwirkend das Sorgerecht für mich entzogen. Bei dieser Behörde muss man inzwischen mit allem rechnen. Das wäre das erste Thema meiner heutigen Ausführungen. Also merken: Jugendamt Wilhelmshaven.

Blog dir deine Meinung, 25. Januar 2016

Scharfe Kritik an Jugendamt Altona

Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hat im Fall Tayler erneut die Arbeit des Jugendamts Altona scharf kritisiert. «Offenbar haben manche ein Problem damit, neue Regeln für sich anzunehmen. Das muss sich ändern. Alle in der Jugendhilfe - vom Mitarbeiter bis zur Führungskraft - müssen dafür sorgen, dass Regeln bekannt sind und befolgt werden», sagte sie der «Bild»-Zeitung (Freitag). Gleichzeitig kündigte die Senatorin an: «Wir werden die Jugendämter künftig deutlich mehr daraufhin kontrollieren, ob umgesetzt wird, was verabredet ist.» Der einjährige Tayler war im Dezember vergangenen Jahres mutmaßlich an Misshandlungen gestorben, obwohl er vom Jugendamt Altona betreut worden war. Unter Verdacht stehen seine Mutter oder sein Stiefvater.

SHZ, 26. Februar 2016


Ohne Jugendamt wohnt man schöner

Mit dieser Mitarbeiterin des Wilhelmshavener Jugendamtes kann man auch als Polizeibeamter von Wilhelmshaven eigentlich nur zweimal auftauchen: einmal zum Vorstellen und einmal zum Entschuldigen. Der Polizeibeamte Christopher Baier ist am 17. Juni 2013 gegen 21.40 Uhr aber nicht nur mit dieser Jugendamtsmitarbeiterin aufgetaucht, er hatte auch einen Kollegen dabei, die beiden drangen mit Gewalt in meine Wohnung ein, während die Jugendamtsmitarbeiterin draußen schweigend verharrte und der Dinge harrte, die sie angeordnet hatte. Sie war offenbar der Meinung, dass ich Kinder klauen könnte, um sie in meiner Wohnung zu verstecken. Ich hatte aber kein Kind geklaut.

Hier weiterlesen 22. März 2016

Pflegeeltern verklagen Hamburg

Antragsteller ist Herr M. vom Jugendamt – obwohl er für die Schusters gar nicht zuständig ist. Und hier findet sich wohl die Antwort für die skandalöse Eskalation des Falls: Kaum vorstellbar, dass vorher alle an dem Fall Beteiligten irrten oder dass sich die Schusters im Handumdrehen von liebevollen Pflegeeltern zur Gefahr für Jule verwandelten. Nein, im Sommer 2009 beginnt ein perfides Machtspiel zwischen dem ASD-Mitarbeiter Herrn M., der von seiner Leitung gedeckt wird, und Pflegeeltern, die sehr genau um ihre Rechte wissen, weil Holger Schuster als Diplom-Sozialpädagoge selbst Jahrzehnte beim ASD gearbeitet hat. Und die sich fortan mit allen Mitteln gegen den Sorgerechtsentzug und die später drohende Herausnahme von Jule aus ihrer Pflegefamilie wehren.

Hamburger Abendblatt, 1. April 2016

Tritt eines Polizisten gegen ein Kind?
Das Video eines Polizeieinsatzes vom Donnerstagabend verbreitet sich derzeit im Netz. Zu sehen: Ein rabiat verlaufender Einsatz des Jugendamtes, durchgeführt von Polizisten. 10 000 Klicks hat das Video bereits bei Youtube. Der große Aufreger ist der mutmaßliche Tritt eines Beamten gegen das Kind!
Bild, 26. April 2016

Streit mit Jugendamt um Sozialleistungen 

Im Landkreis Nordwestmecklenburg gibt es Streit zwischen Jugendamt und Eltern. Der Grund: Die Eltern fordern eine angemessene Beschulung und Eingliederungshilfe für ihre Kinder. Doch das Jugendamt verweigert jegliche Leistungen. Auch der Autist Andreas Lindner ist betroffen gewesen. Erst durch ein Gerichtsurteil erhielt die Familie die Leistungen des Jugendamts.

NDR, 4. Mai 2016


Kinder als Spielball 

Immer größere Sorgen bereitet der Verwaltungswirtin der Bereich Trennungen und Scheidungen von Partnerschaften mit Kindern. Nahezu jeder zweite Jugendliche unter 16 Jahren musste bereits ein- oder gar mehrfach die Auflösung von elterlichen Partnerschaften verkraften. „Wir erleben leider immer häufiger, dass Eltern ihre Kinder zum Spielball der Trennung machen“, sagt Wehle. Sie trügen auf ihrem Rücken all ihre Enttäuschung, ihre Kränkungen oder manchmal gar ihre Verzweiflung über die gescheiterte Partnerschaft aus.

Märkische Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2016


Burgdorfer Kreisblatt startet Umfrage

Das "Burgdorfer Kreisblatt" hat eine Umfrage über Jugendämter gestartet. Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit dieser Behörden - oder hatten Sie noch nie etwas mit einem Jugendamt zu tun?

Wordpress, 1. Juni 2016

Jugendämter vor Kollaps
Jugendämter stehen besonders in der Kritik, sie haben die undankbare Aufgabe, es möglichst allen recht zu machen: den Eltern, der Öffentlichkeit. Hinterher haben es alle besser gewusst: das Amt hat zu früh eingegriffen, das Amt hat zu spät reagiert, die Vorwürfe sind austauschbar. Für die Mitarbeiter keine leichte Situation. "Seit Jahren fehlt Personal, zugleich nimmt die Zahl kritischer Fälle zu", klagt Monika Wallor vom Jugendamt Berlin-Mitte über den offensichtlichen Notstand. Für sie ein Dilemma, die Sozialpädagogin will Kindern helfen und sie beschützen, kann es aber oft nicht.
RTL, 24. Juni 2016

Sonderblog für Jugendamt Wilhelmshaven

Dem Jugendamt von Wilhelmshaven habe ich einen Sonderblog gewidmet. Diese Behörde setzt Polizeibeamte ein, die sich falsche Namen geben.

Das Jugendamt, 24. Juli 2016


Nach Missbrauch viele Fragen offen
Nach dem Kindesmissbrauch im Verein Power for Kids, der Verurteilung von Peter B. zu sechs Jahren und sechs Monaten Haft und der Vorlage des Abschlussberichtes des Sonderausschusses der Stadtvertretung zur Rolle des Jugendamtes im Missbrauchsprozess sind drei Punkte offen geblieben. Erstens: Der Jugendhilfeausschuss hat seinem Vorsitzenden das Misstrauen ausgesprochen und ihn zum Rücktritt aufgefordert. Passiert ist danach nichts. Zweitens: Der Sonderausschuss rät der Oberbürgermeisterin, den Bereich Jugendhilfe vom Großamt Jugend, Soziales und Sport abzuspalten. Auf dem neuesten Organigramm der Stadtverwaltung gibt es immer noch das Großamt. Und drittens: Warum ist die Jugendamtsleiterin von der Oberbürgermeisterin wieder mit allen Aufgaben betraut worden?
Schweriner Volkszeitung, 27. Juli 2016

Immer mehr Kontrollen von Jugendämtern

Die deutschen Jugendämter prüfen immer häufiger, ob das Wohl eines Kindes in Gefahr ist. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, gab es im vergangenen Jahr rund 129.000 solcher Verfahren. Das entspricht einem Zuwachs von rund vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von allen im Jahr 2015 eingeleiteten Verfahren bewerteten die Behörden rund 20.800 als akut. Das ist ein Anstieg gegenüber 2014 um 11,7 Prozent. Bei knapp 24.200 Verfahren erkannten die Jugendämter eine latente Kindeswohlgefährdung.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Oktober 2016


Eltern kämpfen gegen Jugendamt
Manchmal bekommt Bastian einfach einen Wutanfall. Oder er beschimpft ältere Mitschüler auf dem Schulhof. Der Elfjährige lebt wegen einer Entwicklungsstörung nicht mit seinen Eltern und Geschwistern zusammen, sondern in einer Einrichtung für betreutes Wohnen. Doch nun ist ein Streit zwischen Eltern und Jugendamt darüber entbrannt, was das Beste für den Elfjährigen ist.
Stern, 14. Oktober 2016

Jugendämter schärfer kontrollieren
Kinder dürften nur noch dann von ihren Eltern und Geschwistern getrennt und „fremdplatziert“ werden, wenn wirklich nachweisbar triftige Gründe vorliegen – und nicht etwa nur aufgrund eines von den Jugendämtern in Auftrag gegebenen Gefälligkeitsgutachtens, in dem es schon ausreicht, wenn ein Sozialarbeiter oder -pädagoge bemängelt, dass die Familie nicht eine 100prozentige Perfektion erreicht hat.
Rechtsanwalt Rainer Bohm, 24. Oktober 2016

Probleme in vielen Jugendämtern

Nach dem gewaltsamen Tod des fünfjährigen Luca gibt es Kritik am Jugendamt der Stadt Viersen. Denn Berichte über Misshandlungen in der Familie waren der Behörde schon seit Monaten bekannt. Laut Friedhelm Güthoff vom Kinderschutzbund NRW gibt es in vielen Jugendämter strukturelle Probleme.

WDR, 27. Oktober 2016

Lesetipp zum Jugendamt Viersen Hier klicken

Bei sich selbst eingekauft
Jahrelang hat ein früherer Beamter des Jugendamtes die Bonner Stadtkasse geschröpft, indem er unter anderem für städtische Kitas Handcremes und andere Pflegeprodukte seiner eigenen Firma über Strohleute erwarb und der Stadt in Rechnung stellte. Außerdem kaufte er auf Kosten der Stadt ganze Wohnungseinrichtungen ein. Vor Gericht legte der 32-Jährige nun ein umfassendes Geständnis ab.
Generalanzeiger Bonn, 13. Dezember 2016

Fiktiver Weihnachtsgruß an einen Neunjährigen

Lieber J.,

wie du siehst, haben wir uns bei der Auswahl unserer Weihnachtskarte große Mühe gegeben. Einiges wirst du noch nicht verstehen, deswegen solltest du unseren Gruß immer wieder lesen, bis du alles verstanden hast. Solltest du dann einmal bei uns vorbeischauen wollen, so sei dir jetzt schon gesagt, dass wir das nicht besonders gut finden würden, denn du würdest uns sicherlich Fragen stellen, die wir nur ungern beantworten. Das ist nicht nur bei dir so.


Jugendamt Wilhelmshaven, 17. Dezember 2016

Dienstag, 22. November 2016

Stiftung gegründet

Entschädigungen für weitere Heimkinder

Hannover. Künftig haben deutlich mehr Menschen, denen als Heimkindern Leid zugefügt wurde, Anrecht auf Entschädigung. Die Niedersächsische Landesregierung hat am (heutigen) Montag der Gründung der Stiftung „Anerkennung und Hilfe" durch den Bund, die Länder und die Kirchen zugestimmt. 

Die Stiftung wird Hilfen für Menschen anbieten, die als Kinder oder Jugendliche in den Jahren 1949 bis 1975 (in der ehemaligen DDR bis 1990) in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder in stationären psychiatrischen Einrichtungen Unrecht erfahren ha­ben. 

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt sagte: „Endlich erhalten auch die Men­schen Aufmerksamkeit und Entschädigungen, denen in dieser Zeit in stationären Einrichtun­gen der Behindertenhilfe oder Psychiatrien Leid zugefügt wurde." Sie seien von den beste­henden Fonds „Heimerziehung West" und „Heimerziehung in der DDR" ausgeschlossen. Sie sei sehr froh, dass sich Bund, Länder und Kirchen auf dieses Hilfesystem einigen konnten.

Die Stiftung soll im Januar 2017 ihre Arbeit aufnehmen. Betroffene können sich bis Ende 2019 melden. Dazu wird das Land Niedersachsen eine qualifizierte Anlauf- und Beratungs­stelle einrichten, die ihnen beratend, begleitend und unterstützend zur Seite steht. Mit den erforderlichen Arbeiten ist bereits begonnen worden.


Das Hilfesystem der Stiftung „Anerkennung und Hilfe" sieht nicht nur einmalige pauschale Geldleistungen in Höhe von 9.000 Euro sowie gegebenenfalls Rentenersatzleistungen in Höhe von bis zu 5.000 Euro für die betroffenen Menschen vor. Die vorgesehene öffentliche Anerkennung des erlittenen Leids und Unrechts sowie die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschehnisse in den genannten Einrichtungen sind weitere wichtige Aufgaben der Stif­tung. 

Sozialministerin Rundt: „Zur individuellen Anerkennung gehört neben den Geldleistun­gen auch, dass betroffene Menschen die Gelegenheit haben werden, über ihr Schicksal zu sprechen - ein wichtiger Aspekt des Hilfesystems."